Die 8 wichtigsten User Experience Trends der CES 2018
Die Interaktionsform der Zukunft ist Sprache
Auf der CES bietet nahezu jedes Produkt Interaktionsmöglichkeiten über Sprachassistenten. Diese Tatsache verwundert wenig, da Sprachsteuerung mittlerweile technisch möglich und Sprache für den Menschen die natürlichste Kommunikation ist. Besonders spannend sind die bisher ungelösten Probleme. Wie wird in Zukunft im öffentlichen Raum interagiert, wenn hauptsächlich über Sprachsteuerung kommuniziert wird? Die wenigsten möchten, dass in der U-Bahn ihre Sprachnachrichten oder ihre Befehle an die Virtuell-Reality-Brille für jeden hörbar sind. Zudem wird unsere Arbeitswelt flexibler und wir arbeiten vermehrt in Zügen, Cafes oder in offenen Büros. Mit der Lösung von Hushme kann nun auch die Zeit im Zug für Telefonkonferenzen genutzt werden. Für den westlichen Betrachter scheint eine schalldichte Maske vor dem Mund noch abwegig, aber in Asien verwundert ein Mundschutz niemand.
Ein ähnliches Problem besteht bei der Sprachausgabe. Wer möchte seine Smartphone umständlich aus der Tasche ziehen und ans Ohr halten, wenn er eigentlich über die Smartwatch kommunizieren kann? Die Lösung von sgnl überträgt den Sound von der Uhr über den Finger ans Ohr und somit können, für niemand anderen Hörbar, Sprachnachrichten empfangen werden. Wahrscheinlich treffen wir in Zukunft auf Menschen mit Finger am Ohr, da hinter dem Startup Samsung steckt.
Nutzerreaktionen auf der Straße.
Wem dies alles zu viel Gerede ist, aber seine Kollegen im Büro trotzdem über seinen Gefühlszustand unterrichten möchte, kann auf die Kopfhörer von Emojime zurückgreifen. Diese messen die Gefühlslage und kommunizieren die Gefühle als Emojis auf den Kopfhörern.
Flexible und intelligente Displays werden Produkte radikal verändern
Der Durchbruch von flexiblen, in Freiform modellierbaren, Blickwinkel unabhängigen und tief schwarzen OLED-Bildschirmen in Kombination mit ausgefeilten Sensoren und eindeutigem Force Feedback eröffnet Designern jede Menge neuer Möglichkeiten.
Ein Beispiel für flexible Displays ist der LG Fernseher. Dieser rollt sich ein und verändert somit seine Größe von einem TV-Format zu einem Cinemaformat oder Widgetformat.
Das runde Displays besonders bei Drehreglern Sinn ergeben zeigt Panasonic im neuen Range Rover.
Nicht nur die Displayform verändert sich. Ein Beispiel für eine gelungene Kombination zwischen Display und Sensor ist das Smartphone von Vivo mit Fingerabdrucksensor im Bildschirm.
Mehr Displayfläche geht einher mit dem Verlust von Hardwarebuttons. Bei der Blindbedienung beim Fahren stellt die fehlende Orientierung ein echtes Problem dar. Deshalb versuchen sowohl Bosch als auch Continental diesen Mangel durch haptisches Feedback am Display zu beheben.
Batterieladen wird die Nutzbarkeit von Geräten nicht mehr einschränken
Egal ob am Flughafen oder im Restaurant, die meisten Menschen kennen das Problem von der Suche nach Lademöglichkeiten. Mit Glück findet man eine Lademöglichkeit, welche dann wiederum an einer ungünstigen Stelle ist, man das Device nicht bedienen kann oder gar unbeaufsichtigt lässt.
Eine ganz andere Erfahrung macht der Nutzer beim laden mit Wi-Charge. Das Gerät wird mit einem kleinen Zusatzmodul gekoppelt und schon wird kabellos Strom von einer Energiequelle an der Decke, welche gleichzeitig als Lampe fungiert, übertragen.
Razer zeigt, dass das Smartphone durch den Ladevorgang in seiner Nutzbarkeit sogar noch erweitert werden kann. Hier wird das Smartphone beim Laden zusätzlich als Touchpad für den Laptop verwendet.
Kommunikation mit Maschinen wird multisensorisch
Durch den inflationären Einsatz von Displays und das Abtauchen in virtuelle Welten entsteht zunehmend der Wunsch nicht nur den visuellen Sinn anzusprechen. Der Mensch nimmt die Welt multisensorisch wahr und daher ist der Hype um Sprachassistenten nur folgerichtig. Es wird aber in Zukunft nicht nur mehr für die auditive Wahrnehmung gestaltet, sondern auch für olfaktorische und taktile Wahrnehmung.
Für Menschen mit eingeschränkter visueller Wahrnehmung waren Smartwatches bisher sinnfreie Produkte. Dies ändert sich nun mit Dot Watch, der ersten Smartwatch für Blinde.
Musik nimmt der Mensch nicht nur auditiv wahr. Vor allem Bässe können taktil wahrgenommen werden. Diese Eigenschaft macht sich Lofelt zu nutze, um mit einem Armband ein komplett neues Soundgefühl zu erzeugen. Hierbei wird durch Vibration der Bass an den Nutzer übertragen.
Eine andere, aber ebenso interessante Technologie präsentiert Metasonics. Hier wird Sound gerichtet einzusetzen oder gefiltert. Zwar ist die Technologie noch sehr unausgereift, aber Potenzial für die Zukunft besteht sicherlich.
Die meisten Kinder werden zu ihrer Entäuschung den Satz „Nicht anfassen, nur schauen!“ kennen. Genau diese Erfahrung macht man im Moment in der virtuellen Welt. Wie faszinierend es ist Dinge auch in der virtuellen Welt anzufassen verdeutlicht das Projekt Sense Glove.
Die selbe Problemstellung bearbeitet ultrahaptics, schlägt aber einen komplett anderen Weg ein. Mit Hilfe von Ultraschall wird in der Luft eine fühlbarer Widerstand erzeugt, somit können Dinge in der virtuellen Welt erfühlt werden. Aber nicht nur für VR und MR ist die Technologie interessant. Gestenbedienung hat meist den Nachteil, dass keine physische Begrenzung oder haptisches Feedback vorhanden ist. Dieser Mangel wird hiermit behoben. Zum Konzepten ist vor allem das Touch Developer Kit interessant, mit dem einfach per plug and play Ideen evaluiert werden können. Als erstes serienreifes Produkt wurde passend zum Messeort Las Vegas ein Spielautomat vorgestellt.
Nicht nur in der virtuellen Welt ist Haptik ein Thema. Anstatt für Interfaces nur statische Touchoberflächen zu verwenden können auch dynamische, sich physisch verändernde Oberflächen konzipiert werden. Hierfür kann zum Beispiel der flexible und dehnbare Sensor von tacterion Anwendung finden.
Ein Anwendungsfall wurde im Konzeptfahrzeug von Pioneer gezeigt. Hier wurde am Lenkrad ein Touchpad mit flexiblen Buttons entworfen. Zusätzlich gab es Vibrationsfeedback durch den Sitz.
Im Designprozess ist der 3D-Drucker fester Bestandteil bei der Formfindung, aber sobald es um die Beschaffenheit der Oberfläche geht ist man auf Materialbeispiele von Produzenten angewiesen. Dies wird sich in Zukunft ändern. Ähnlich wie der Farbdrucker und dann der 3D-Drucker in den Designagenturen präsent wurde, wird in Zukunft der 2,5D-Drucker an Wichtigkeit gewinnen. Mit dem Casio 2,5D-Drucker lassen sich nahezu alle Oberflächen prototypen.
Lebensmittel werden von der Entwicklung, über den Verkauf bis zum Verbrauch komplett analysiert und erfasst
In Zukunft wird uns beim Einkaufen im Supermarkt der Geruch von unbekannten Gerichten in der Nase liegen. Die Gerüche stammen nicht von frisch zubereitetem Essen, sondern von einer kleinen Box mit Bildschirme, welche sogleich unsere Reaktion erfasst und in die Labore der großen Lebensmittelhersteller übermittelt. Somit wird schon vor Produktveröffentlichung die Kaufbereitschaft getestet und gegebenenfalls das Produkt verändert.
Sobald die Produkte fertig entwickelt sind, landen sie in einem voll überwachten Supermarkt. Kunden und Waren werden aus unzähligen Blickwinkeln erfasst und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet. Dies verspricht aussagekräftige Kundenanalysen, genaue Erfassung des Warenbestandes, Kostenreduzierung durch wegfallende Kassen und ein höherer Durchsatz an Kunden. Besonders Amazon treibt diese Vision voran, aber auch Startups wie Aipoly.
Ältere Menschen können sich bei Sehproblemen mit Hilfe von Orcam die Produktinformationen aus einer umfassenden Datenbank vorlesen lassen. Das kleine Zusatzgerät wird einfach an die Brille gesteckt und erkennt Produkte, Geldscheine und Personen.
Zuhause geht das Erfassen der Lebensmittel weiter. Wer nicht sowieso seinen Kühlschrank mit Amazon gekoppelt oder eine neue Version mit Kameras hat, kann mit Hilfe von Ovie und Alexa seinen Kühlschrankinhalt erfassen.
Wer nun denkt es ist alles analysiert liegt falsch. Menschen die Gluten oder Erdnüsse nicht vertragen können vieles nicht essen. Spuren von Nüssen können fast überall enthalten sein. Daher ist es für diese Personen hifreich Lebensmittel nicht kategorisch auszuschließen, sondern einfach mit Nima auf ihre Inhaltsstoffe zu testen.
Nicht nur Personen mit Allergien möchten ihre Lebensmittel untersuchen. Wer zum Beispiel Viagra im Internet bestellt, kann sich nicht sicher sein ob dies ein original Produkt oder eine Fälschung ist. Mit dem handlichen Spektrometer von LinksSquare können nun auch Verbraucher Lebensmittel überprüfen.
Die Erziehung wird zum Kinderspiel
Dass Kinder spielerisch lernen ist keine neue Erkenntnis, aber mit Hilfe von Gamifikation werden lästige Alltagsdiskussionen, wie das richtige Zähneputzen, spielerisch gelöst und überwacht. Ein Beispiel hierfür ist Playbrush. Mit einem einfachen Aufsatz auf die Zahnbürste und einer Spieleapp wird das richtige Putzen sichergestellt.
Auf der CES wurden nicht nur Erziehungsprobleme der Gegenwart angegangen, sondern auch Antworten auf zukünftige Herausforderungen gegeben. Ohne Frage werden künftige Generationen neben herkömmlichen Sprachen, wie Englisch, auch Programmiersprachen beherrschen müssen. Es wird sich zeigen, ob das Schulsystem diesen Anspruch erfüllt. Auf der CES wurde eine Bandbreite an Spielen zum Lernen von Programmiersprachen vorgestellt.
Absolut begeistert hat Root, ein vielseitiger Roboter der von Kindern in 3 verschieden abstrakten Schwierigkeitsstufen programmiert werden kann. Er kombiniert Coden und Malen und bringt eine Vielzahl an Sensoren und Möglichkeiten mit.
Seamless Interaction wird zum Standart für viele Produkte
Fahrzeuge werden in Zukunft nicht nur autonom fahren, sondern laut Nissan auch unsere Erwartungen mit berücksichtigen. Das Fahrzeug erkennt ob der Mitfahrer gerne überholen möchte oder nicht. Somit wird das autonome Fahren angenehmer und jeder behält seinen individuellen Fahrstil.
Nahezu alle Produkte im Haus haben Sensoren und sind vernetzt. Dies hat zur Folge, dass Nutzerwünsche mit Hilfe von selbstlernenden Algorithmen besser erahnt werden können und somit Seamless Interaction ermöglichen. Die Postbox weiß welche Pakete zu erwarten sind, authentifiziert diese per Barcodescanner und lässt sich somit öffnen.
Im Schlafzimmer von coway analysiert die Matratze den Nutzer. Sobald dieser beim Fernsehen einschläft wird das Bett flach und der Fernseher schaltet sich aus und verschwindet. Zum aufwecken fährt das Bett den Nutzer dann wieder langsam in eine aufrechte Position.
Für diejenigen die keine Kleider zusammenlegen möchte gibt es den laundroid. Einfach Kleidung in die unterste Schublade werfen und diese findet sich nach kurzer Zeit zusammengelegt und sortiert im Schrankregal.
Der klassische Drehregler im Auto wird verschwinden
Der Trend zu größeren Touchdisplays hält schon eine Weile an. Dennoch konnte das Infotainment in vielen Fahrzeugen trotzdem mit dem Drehregler bedient werden. Um die fehlende Orientierung bei der Blindbedienung zu kompensieren wurden in vielen Konzepten Ultraschall und haptische Touchscreens eingesetzt. Bei Bosch kam zusätzlich Eyetracking zum Einsatz. Dies funktionierte erstaunlich gut, aber für Brillenträger mit über 4 Dioptrien funktionierte das Interaktionskonzept leider nicht mehr.
Im Konzept von Mitsubishi war zwar noch ein Drehregler vorhanden, aber die Interaktion damit war sehr unkonventionell. Durch verschieben des Drehreglers nach Rechts konnten Listenelemente vergrößert werden.
Bei Byton dominieren großflächige Screens. Selbst Buttons zur Sitzeinstellung werden durch Apps ersetzt.
Auch beim Multimendiasystem Mercedes-Benz User Experience wurde der Drehregler wegrationalisiert. Besonders gut gelungen ist die Interaktion mit dem Lenkrad und dem Clusterdisplay.
Weitere Highlights der CES
BMW war auch vertreten und passte sich perfekt dem lauten und schrägen Messeort Las Vegas an. Ohne zu übertreiben ist der Auftritt mit diesem Bild zusammengefasst.
Zudem war die Dronenshow von Intel mit das Beeindruckendste was die CES zu bieten hatte.