Interaktiver Spiegel
Diese Installation ist die erste räumliche Projektion von Hologramme in ein Spiegelbild und wird technisch detailliert im Film beschrieben.
Mit Hilfe dieses interaktiven Spiegels werden die Folgen des übermäßigen Genussgüterkonsums veranschaulicht. Sobald eine Person vor den Spiegel tritt und eines der Objekte ergreift, hat dies Auswirkungen auf die in das Spiegelbild projizierte Datengrafik. Die drei Objekte auf der Stele vor dem Spiegel stehen stellvertretend für einen starken Alkohol-, Fastfood- oder Zigarettenkonsum. Die Besonderheit der Installation liegt darin, dass es uns gelungen ist, die Grafiken räumlich richtig in das Spiegelbild zu projizieren. Somit entsteht eine völlig neue Form der Interaktion.
Konzept, Gestaltung, Prototyp, Film
- Benedikt Burgmaier
- Fabian Kreuzer
Danke für die Unterstützung
- Prof. Hartmut Bohnacker
- Thiele Glas thiele-glas.de
- Schreinerei Wirsching
Funktionsweise und Technologie
Um den Betrachter aktiv und bewusst in die Installation einzubeziehen, benötigen wir eine besondere Art der Projektion, die den Betrachter möglichst intensiv anspricht. Somit entwickelten wir eine Projektionsmöglichkeit mit Hilfe eines Spionglasspiegels. Dieses interaktive Spiegelbild basiert auf einer Rückprojektion hinter einem Spionspiegel. Der Benutzer sieht sein eigenes Spiegelbild in dem Spionspiegel. Da der Spionspiegel aber halb durchlässig ist, kann der Benutzer helle Objekte hinter dem Spiegel erkennen. Dies ermöglicht es, Objekte räumlich in das Spiegelbild des Benutzers zu projizieren. Solange der Benutzer im selben Abstand zum Spiegel steht, wie die Projektionsfläche hinter dem Spiegel, hat es für den Betrachter den Anschein, die projizierten Objekte befänden sich räumlich in seinem Spiegelbild. Die Idee für diese Technik ist durch den sogenannten „Peppers Ghost Effect“, der in Theatern oft genutzt wird, entstanden. Hierbei kann man durch Lichttechnik und verschiedene Gläser Objekte frei im Raum stehend auf die Bühne projizieren. Um den Betrachter in die Installation einzubinden, hat dieser die Möglichkeit, zu Beginn mit Hilfe einer Kopfbewegung zwischen Mann oder Frau zu wählen und im Anschluss verschiedene Objekte in seine Hand zu nehmen. Sobald diese Objekte im Besitz des Betrachters sind, reagiert die Projektion und ändert ihre dargestellten Informationen. Umgesetzt wurde dies mit Helligkeitssensoren, die sich unter den Objekten befinden. Liegt ein Objekt auf dem Helligkeitssensor, sendet dieser kein Signal an den Computer. Sobald das Objekt aber aufgenommen wird, sendet der Sensor ein Signal und das Programm ändert die entsprechende Darstellung der Projektion. Die Aktivierung der einzelnen Organe und Krankheiten wird über eine Abfrage mittels eines Arduinoboards und Lichtsensoren gesteuert. Nimmt der Benutzer ein Objekt in die Hand, wird der Helligkeitssensor aktiviert und sendet über ein Programm die Daten an Flash. Gleichzeitig prüft ein Infrarotabstandsmesser, ob sich überhaupt eine Person vor dem Spiegel befindet. Sobald die Person im richtigen Abstand vor dem Spiegel steht, beginnt das Programm mit der Darstellung der Objekte. Um die Projektion an die Körpergröße des Betrachters anzupassen, befindet sich über dem Spiegel eine Kamera, die durch eine Gesichtserkennung die Größe und Position der Person vor dem Spiegel erkennt. Mit diesen Positionsdaten wird dann die Projektion im Spiegelbild angepasst. Um beide Techniken in Einklang zu bekommen benötigt man gute Lichtverhältnisse. Das Gesicht der Person vor dem Spiegel muss beleuchtet werden, um ein gutes Tracking zu garantieren. Allerdings muss der Rest des Körpers dunkel gehalten werden, um die Spiegelung aufrecht zu erhalten und genug Licht von hinten durch den Spiegel kommt. Gleichzeitig müssen aber die Objekte wiederum beleuchtet werden, damit ein möglichst großer Kontrast für die Lichtsensoren herrscht und man eine gute Datenabfrage hat. Um diese Lichtverhältnisse zu garantieren, befindet sich die komplette Projektionstechnik hinter dem Spiegel in einem abgedunkelten Bereich. So kann man den Bereich vor dem Spiegel ausleuchten und die Objekte beleuchten. Allerdings benötigt diese Black Box viel Platz, was das Ganze sehr aufwendig macht. Vor dem Spiegel befindet sich eine Stele mit den Objekten, die der Benutzer anfassen kann. Durch diese Objekte aktiviert der Benutzer die verschiedenen Ansichten der Organe. Nimmt der Benutzer die Zigarettenschachtel in die Hand, aktiviert er die Ansicht der Lunge und erhält Informationen über die Gefahren des Rauchens. Zum einen sieht er, wie seine durchschnittliche Lebenserwartung schwindet, zum anderen erhält er Informationen über die Risiken des Rauchens und zuletzt natürlich eine schematische Darstellung der Lunge auf der Höhe seines Brustkorbs im Spiegelbild. Die Burgerschachtel aktiviert die Informationen zur Fettleibigkeit und die Risiken für Herzerkrankungen. Hierbei wird dem Betrachter ein Herz eingeblendet. Die Bierflasche steht für die Lebererkrankungen und aktiviert die Ansicht über Alkoholkonsum und blendet die Leber ein.
Visuelle Umsetzung
Der Betrachter findet sich in einem Raum mit einem für ihn offensichtlich wirkenden einfachen Spiegel wieder. Vor diesem Spiegel befindet sich ein Stele mit drei Objekten, einer Flasche Bier, einer Schachtel Zigaretten und einer Burgerschachtel. Sobald der Betrachter sich vor den Spiegel stellt und sich selbst darin erkennt, beginnt eine Projektion zweier Piktogramme, einer Frau und eines Mannes, auf die Kopfbewegungen des Betrachters zu reagieren. Dadurch kann der Betrachter mit seinem Kopf wählen zwischen den Daten für weibliche und männliche Personen. Hat der Betrachter sein Geschlecht ausgewählt, erscheint die zweite Ansicht. Im oberen Bereich des Spiegels erkennt der Betrachter eine Leiste mit der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Menschen in Europa. Nimmt der Betrachter nun ein Objekt in die Hand, beispielsweise die Zigarettenschachtel, verkürzt sich die Lebenszeit um den durchschnittlichen Wert von sieben Jahren, wenn er pro Tag eine Schachtel Zigaretten raucht. Gleichzeitig wird eine abstrahierte Lunge in das Spiegelbild des Betrachters projiziert, die anzeigt, wie sich der Zigarettenkonsum auf die Lunge auswirkt. Zusätzlich bekommt der Betrachter Informationen über mögliche Krankheitsbilder und eine Detailansicht über die Auswirkungen in den Lungenbläschen. Nimmt der Betrachter nun weitere Objekte in die Hand, sinkt die durchschnittliche Lebenserwartung immer weiter und die entsprechenden Organe und ihre Informationen werden angezeigt. Das Bier aktiviert die Darstellungen der Leber und die Burgerschachtel die des Herzens.
Prototyp
Im Rahmen unseres Semesters entwickelten wir einen voll funktionsfähiger Prototyp, der den oben beschriebenen Effekt für den Betrachter voll und ganz entstehen lässt. Auch die Interaktion mit den Objekten und dem eigenen Spiegelbild wurden sehr positiv von den Betrachtern aufgenommen. Da die gesamte Technik der Installation durch eine Verkleidung verborgen war, konnte der Betrachter sich ganz auf die Erfahrung konzentrieren.